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Wohnen muss leistbar sein! Herausforderungen und Lösungsansätze in Südtirol

12.07.2024 |

Leistbares Wohnen in Südtirol ist nicht nur eines der Dachthemen des Wirtschaftsverbands für Handwerk und Dienstleister (lvh.apa), sondern war auch der Sinn und Inhalt eines Treffens zwischen Vertreterinnen und Vertretern des Verbands mit der Landespolitik.

lvh-Präsident Martin Haller, die Landesobfrau der Junghandwerker/innen im lvh Priska Reichhalter und der Obmann der lvh-Baugruppe Fritz Ploner hatten die Landesräte Ulli Mair (Freiheitliche) und Peter Brunner (SVP) ins Haus des Handwerks geladen, um sich über die aktuellen Herausforderungen zum Thema auszutauschen und Lösungsansätze zu erörtern.

Landesrätin Ulli Mair, zuständig für Wohnen, Sicherheit und Gewaltprävention, sowie Landesrat Peter Brunner, dessen Aufgabenbereiche unter anderem die Energie und Raumentwicklung beinhalten, zeigten sich offen für eine Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Handwerk, um gemeinsam schnelle und unbürokratische Antworten auf den Wohnnotstand zu finden. 

Im Folgenden wurden die Schwerpunkte Leerstandsmanagement, Baukosten, Konventionierungen, neue Ansätze für Wohnmodelle und Mitarbeiterunterkünfte ausführlich diskutiert.

Leerstandsmanagement: Sanierungen, steuerliche Anreize und die Rolle des Handwerks

Ein zentraler Punkt des Treffens war das Leerstandsmanagement. lvh-Präsident Martin Haller betonte die Notwendigkeit, Anreize für die Nutzung leerstehender Immobilien zu schaffen, insbesondere durch Sanierungen. Landesrätin Ulli Mair unterstützte dies und sprach sich für steuerliche Vorteile aus, betonte jedoch, dass verpflichtende Maßnahmen schwer umzusetzen seien. Die Sanierung von WOBI-Wohnungen sollte schnell und effizient erfolgen, wobei das italienische Vergaberecht aktuell eine Herausforderung darstellt. Derzeit gäbe es etwa 900 leerstehende WOBI-Wohnungen, die mit geringen Mitteln schnell renoviert werden könnten. Hier gilt es, die Instandhaltung über neue Kriterien zu definieren, wobei das Handwerk als Partner eine unbürokratische und schnelle Durchführung ermöglicht.
Mair wies auf eine besondere Herausforderung hin: die Vereinbarkeit von Neuausrichtung der Wohnbauförderung und der Bereitstellung zinsloser Darlehen. Diese finanzpolitischen Maßnahmen müssten sorgfältig geplant und umgesetzt werden, um sicherzustellen, dass sie tatsächlich zur Erreichung der gesteckten Ziele beitragen.

Der Obmann der lvh-Baugruppe, Fritz Ploner, hob die Rolle des lokalen Handwerks hervor, das durch direkte Beauftragungen und eine unbürokratische Abwicklung einen wesentlichen Beitrag leisten könnte. So sei es bei Neu- und Umbauten in Gemeinden lokale Handwerksbetriebe einzubinden, was durch die Aufteilung in Lose/Gewerbe zu Einsparungen für öffentliche Körperschaften führen würde. Er betonte zudem die Notwendigkeit im Bereich der Nachverdichtung raumplanerische und baukulturelle Voraussetzungen zu schaffen, sowie Verwaltungsverfahren zu vereinfachen. Der Obmann verwies auch auf die Möglichkeit, Sanierungen über Konsortien abzuwickeln, was nicht nur effizient und kostengünstig sei, sondern auch eine direkte Anlaufstelle für Mieterinnen und Mieter schaffen würde.

Landesrat Peter Brunner informierte über das neue Landesgesetz für Raum und Landschaft, das eine Erhebung der Leerstände in Südtirol vorsieht. Diese werden auf etwa 20.000 bis 30.000 Immobilien geschätzt. Zur Nutzung dieser Leerstände schlug er verschiedene Maßnahmen vor, darunter steuerliche Vorgaben, die bereits, durch die Super-GIS, Wirkung gezeigt hätten, sowie die Gründung eines Vermieterschutzfonds. Auch Nachverdichtungen könnten Leerstände attraktiver machen, beispielsweise durch einen Kubaturbonus. Er betonte, dass sowohl der Mietmarkt als auch der Eigenbedarf, etwa für die eigenen Kinder, berücksichtigt werden müssten.

Priska Reichhalter, die Landesobfrau der Junghandwerker/innen im lvh sprach die Herausforderungen für die jungen Menschen an. Sie stünden vor dem Dilemma, dass der Zugang zu bezahlbarem Wohnraum immer schwieriger wird. Diese Dynamik birgt das Risiko der Abwanderung und bedroht den sozialen Zusammenhalt der Gemeinschaft. Es ist daher entscheidend, dass die Zugangsvoraussetzungen für Wohnbauförderungen erleichtert werden, insbesondere für Familienbetriebe und Handwerker/innen, die frühzeitig auf ein Eigenheim sparen. Viele Anträge fielen durch das Raster, insbesondere bei mehreren Geschwistern, da geförderter Wohnbau nur möglich sei, wenn eine Wohnung auf eines der Geschwister überschrieben werde. Zudem erschweren die hohen Baukosten für KlimaHaus A die finanzielle Machbarkeit eines Eigenheims.

Landesrat Brunner fasste zusammen, dass das Prinzip „Bestandsnutzung vor Neuausweisung“ gelten müsse. Landesrätin Mair unterstützte dies und forderte eine bessere Ausrichtung der Wohnbauförderung.

lvh-Präsident Haller brachte die Möglichkeit einer einmaligen Wohnbauförderung für jeden, der in Südtirol ansässig ist – unabhängig vom Einkommen – ins Spiel. Dies könnte entsprechend, von der Politik geprüft werden. 

Es sollte außerdem sichergestellt werden, dass die Interessenvertretungen des Baugewerbes bei der Entwicklung neuer Lösungen rund um den Bereich Wohnen aktiv teilnehmen. Der Fokus liegt dabei auf der Schaffung von Wohnraum, der für alle leistbar ist, und auf der Entwicklung von innovativen Lösungsansätzen, die den Wohnungsmarkt entspannen.

Baukosten: Herausforderung für leistbares Wohnen

Die Baukosten in Südtirol sind ein zentrales Thema in der Diskussion um leistbares Wohnen.
Fritz Ploner, Obmann der Baugruppe im lvh, argumentierte, dass die strengen Richtlinien für Klimahausstandards die Baukosten erheblich verteuern würden. Seiner Meinung nach führt die Komplexität der bautechnischen Anforderungen zu erhöhten Ausgaben. Ploner betonte, dass die Implementierung dieser Standards zwar gut gemeint sei, aber in der Praxis eine immense finanzielle Belastung darstelle. Ein zentrales Argument von Ploner ist die Frage der Nachhaltigkeit. Er kritisiert, dass die Standards nicht wirklich umweltfreundlich sind, da auch neuere Gebäude, welche nicht diesen Standards entsprechen, oft abgerissen oder rückgebaut würden. Dieser Aspekt widerspricht dem eigentlichen Ziel der Nachhaltigkeit, da der Abriss und Rückbau von Gebäuden ebenfalls Ressourcen verbraucht und Abfälle erzeugt. Ploner betonte außerdem, dass der Fokus zu stark auf Eigenheime gelegt werde, die ökologisch und flächentechnisch viel Platz beanspruchen. Er plädiert für moderne Wohnanlagen in nachträglicher Bauart als Lösung für die Herausforderung des Wohnraums.
Zusätzlich sollen bestehende brachliegende Flächen, wie Kasernenareale, für den Wohnbau zugänglich gemacht werden. Dies erfordert raumplanerische und baukulturelle Voraussetzungen sowie die Vereinfachung von Verwaltungsverfahren. Die bedarfsgerechte Ausweisung neuer Flächen unter Berücksichtigung der Gemeindeentwicklungsprogramme ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung.

Landesrat Peter Brunner, warb für einen analytischen Ansatz zur Untersuchung der Baukosten. Brunner schlug vor, die Baukosten anhand von rund 20 vergleichbaren Projekten unabhängig analysieren zu lassen, um die Hauptkostenpunkte besser zu verstehen und gezielt anzugehen. Diese unabhängige Analyse könnte helfen, Transparenz zu schaffen und potenzielle Einsparungspotenziale zu identifizieren. Dadurch würde geklärt werden, wo die größten finanziellen Belastungen liegen und möglicherweise kosteneffiziente Lösungen gefunden werden.

Die Diskussion um die Baukosten und Klimahausstandards spiegelt die komplexen Herausforderungen wider, vor denen das Bauhandwerk heute steht. Auf der einen Seite gibt es den Wunsch, nachhaltige und umweltfreundliche Gebäude zu errichten, die den Klimahausstandards entsprechen. Auf der anderen Seite stehen die erheblichen finanziellen Herausforderungen, die mit der Einhaltung dieser Standards verbunden sind.

Es bleibt abzuwarten, ob eine detaillierte Analyse der Baukosten, wie von Brunner vorgeschlagen, zu praktikablen Lösungen führen kann. Gleichzeitig muss die Branche Wege finden, um die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu verbessern, ohne die Baukosten in die Höhe zu treiben. Die Balance zwischen ökologischer Verantwortung und wirtschaftlicher Machbarkeit bleibt eine der größten Herausforderungen für den Wohnungsbau in Südtirol.

Konventionierungen: Auswirkungen auf junge Generationen und den Wohnungsmarkt

Die Debatte um die Konventionierung von Wohnraum in Südtirol ist ein komplexes und kontroverses Thema, das insbesondere die jungen Generationen betrifft. Martin Haller betont, dass die geplante 100 Prozent oder lebenslange Konventionierung vor allem für die jungen Menschen in der Region eine Rolle spielt, denn sie könnte langfristige Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Wohnraum haben.

Diese Konventionierungen bedeuten, dass neu errichtete Wohnungen ausschließlich an Personen vermietet oder verkauft werden dürfen, die in Südtirol ansässig sind und dort arbeiten. Haller hebt hervor, dass dies die Flexibilität und Mobilität der jungen Menschen einschränken könnte und erhebliche Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt haben würde.

Landesrat Peter Brunner sprach von drei möglichen Szenarien für Neubauten: 60, 80 oder 100 Prozent Konventionierung. Diese Modelle zeigen unterschiedliche Grade der Bindung von Wohnraum an lokale Einwohner und könnten je nach deren spezifischen Bedürfnissen und der Marktlage angepasst werden. Brunner erwähnte auch, dass man möglicherweise noch weiter in Richtung Wohnen mit Preisbindung gehen könnte. Eine Durchführungsverordnung vor der Sommerpause und ein entsprechendes Gesetz im Spätherbst könnte mit dem sogenannten Omnibus konkretisiert und voraussichtlich im Winter verabschiedet werden.

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den Brunner ansprach, war der aktuelle Zustand des Wohnungsmarktes in Südtirol. Derzeit gäbe es ca. 70 Prozent freie Wohnkubatur, was bedeute, dass ein großes Potential für den Zweitwohnungsmarkt bestehe. Diese Immobilien würden oft von Einheimischen nicht genutzt und stünden potenziell Nicht-Einheimischen zur Verfügung, was die Verfügbarkeit von Wohnraum für die lokale Bevölkerung weiter einschränke.

Landesrätin Ulli Mair betonte die Bedeutung eines freien Teils des Wohnungsmarktes, der nicht konventioniert ist. Dies würde sicherstellen, dass ein gewisser Grad an Flexibilität und Wahlfreiheit für die Einwohner erhalten bleibe. Die Balance zwischen konventioniertem und freiem Wohnraum sei entscheidend, um sowohl die Bedürfnisse der Einheimischen als auch die wirtschaftlichen Interessen der Region zu wahren.

Ein besonderes Anliegen des Handwerks, vertreten durch lvh-Präsident Haller, ist die Auswirkung der Konventionierungen auf Investitionen und Renovierungen. Haller argumentiert, dass wenn eine Wohnung in einem Gebäude mit fünf Wohneinheiten konventioniert wird, die restlichen vier Wohnungen nicht ebenfalls konventioniert werden sollten. Andernfalls würden Sanierungs- und Investitionsprojekte möglicherweise zum Erliegen kommen, da die Attraktivität solcher Investitionen stark abnehmen würde.

Peter Brunner stellte das Konzept des „Wohnen mit Preisbindung“ vor, einer der innovativen Ansätze, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Ziel dieses Modells ist es, Wohnungen sowohl zum Kauf als auch zur Miete zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Dabei wird ein Bauträger sowohl für den geförderten Wohnbau als auch für den freien Bau tätig, was durch die Erstellung von Ranglisten unterstützt wird. Diese Ranglisten bieten mehrere Vorteile, Kompakte Bauweise und hohe Qualität der Bauten, Pauschale Preisverhandlungen durch den Bauträger, Förderung auch für die notwendige Infrastruktur, sowie ein Bauvolumen, das eine Mischung aus gefördertem Wohnbau und freiem Bauen vorsieht.

Ein zentraler Punkt, den Brunner hervorhob, ist die genaue Definition und Erläuterung des Begriffs „Konventionierung“. Dies bedeutet, dass die Wohnung in Südtirol ansässigen Personen gehört oder vermietet wird, die einen Arbeitsplatz in der Region haben und die Immobilie nicht an Nicht-Einheimische verkauft oder vermietet wird. Diese Definition soll sicherstellen, dass die Konventionierungen ihren Zweck erfüllen und den Wohnraum für die lokale Bevölkerung sichern.

Brunner unterstrich, das Ziel für die Zukunft sollte es sein, Wohnungen zu Preisen, von 350.000 bis 400.000 Euro anzubieten. Er wies darauf hin, dass es in Zukunft vielleicht notwendig sein könnte, sich vom Wunsch nach einem Reihenhaus zu verabschieden und sich stärker auf den Bau einzelner Wohnungen zu konzentrieren. lvh-Präsident Haller merkte an, dass Verdichtungen durch Reihenhäuser am besten möglich seien. Diese kompakten Bauweisen bieten eine effiziente Nutzung der Fläche und fördern gleichzeitig die Schaffung von Wohnraum, der sowohl qualitativ hochwertig als auch erschwinglich ist. Dies sollte bei der städtischen Planung berücksichtigt werden sollte.

Abschließend betonte Haller die Notwendigkeit, das Handwerk frühzeitig in Diskussionen und Entscheidungen einzubeziehen. Eine enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit den handwerklichen Betrieben ist entscheidend, um praktikable Lösungen zu finden und die Umsetzung der Konventionierungen so zu gestalten, dass sie die wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnisse der Region berücksichtigen.

Das Thema „Konventionierungen“ in Südtirol zeigt die Komplexität und Vielschichtigkeit der Wohnungsbaupolitik. Die unterschiedlichen Ansätze und Perspektiven unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Abwägung und eines ausgewogenen Ansatzes, um sowohl die Interessen der jungen Generationen als auch die wirtschaftliche Entwicklung der Region zu fördern.

Neue Ansätze für Wohnmodelle: Ein Überblick

Angesichts steigender Baukosten und wachsender Wohnraumnachfrage entwickeln Experten und politische Entscheidungsträger neue Ansätze, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

lvh-Baugruppenobmann Fritz Ploner ergänzt die Diskussion um einen weiteren wichtigen Aspekt: das Handwerk. Er betonte, dass das Handwerk als Partner auch im Bereich des Wohnens mit Preisbindung nicht vergessen werden darf. Die Integration des Handwerks könnte zusätzliche Vorteile bieten, wie zum Beispiel die Nutzung von lokalem Know-how und die Stärkung der regionalen Wirtschaft.

Priska Reichhalter, die Landesobfrau der Junghandwerker/innen im lvh, brachte Immobilienleasing, wie es in der Schweiz praktiziert wird, ins Gespräch. Dieses Modell könnte auch für Südtirol interessant sein, da es ermöglicht, dass nicht nur Käuferinnen und Käufer, sondern auch Mieterinnen und Mieter von neuen Wohnmodellen profitieren. Reichhalter hob hervor, dass es wichtig sei, die Bedürfnisse der Mieterinnen und Mieter bei der Gestaltung neuer Wohnmodelle zu berücksichtigen.

Die vorgeschlagenen Ansätze zeigen eine klare Richtung: Es geht darum, innovative und flexible Lösungen zu finden, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht werden. Die Mischung aus gefördertem Wohnbau und freiem Bauen, die Preisbindung und das Immobilienleasing sind vielversprechende Konzepte, die dazu beitragen könnten, den Wohnungsmarkt zu entspannen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einbindung aller agierenden Gruppen, von Bautragenden und dem Handwerk bis hin zu Mieterinnen und Mietern, sowie Kaufenden. Nur durch eine ganzheitliche Herangehensweise, die alle Perspektiven und Bedürfnisse berücksichtigt, kann eine nachhaltige Lösung für das Wohnraumproblem gefunden werden.

Insgesamt bleibt abzuwarten, wie die vorgeschlagenen Modelle in der Praxis umgesetzt werden und welche Auswirkungen sie auf den Wohnungsmarkt haben werden. Klar ist jedoch, dass innovative Ansätze und eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten notwendig sind.

Mitarbeiterunterkünfte: Ein wichtiger Baustein für leistbares Wohnen

In der Diskussion um leistbaren Wohnraum und die Bewältigung der Wohnraumkrise wird zunehmend auch die Rolle von Mitarbeiterunterkünften thematisiert. lvh-Präsident Haller, hob die Bedeutung dieser Unterkünfte als Beitrag zu bezahlbarem Wohnen hervor. Seiner Meinung nach sollten Gemeinden die Kompetenz und Flexibilität erhalten, Mitarbeiterunterkünfte dort zu schaffen, wo es machbar und sinnvoll ist.

Der lvh-Präsident betonte, dass die Gemeinden eine Schlüsselrolle bei der Bereitstellung von Mitarbeiterunterkünften spielen sollten. Sie seien in der Lage, die lokalen Bedürfnisse und Gegebenheiten am besten zu beurteilen und könnten so maßgeschneiderte Lösungen entwickeln. Gemeinden, die über die entsprechenden Kompetenzen verfügen, könnten in der Lage sein, schnell und effektiv auf den Bedarf an Mitarbeiterunterkünften zu reagieren. Diese Unterkünfte seien nicht nur ein Instrument zur Schaffung von leistbarem Wohnraum, sondern würden auch dazu beitragen, den regionalen Arbeitsmarkt zu stabilisieren, indem sie den Unternehmen helfen, qualifizierte Mitarbeitende anzuziehen und zu halten.

Auch die Balance zwischen Wohnen und Arbeiten in Gewerbezonen ist für Haller ein Thema. Er argumentiert, dass es zwar sinnvoll und notwendig ist, Mitarbeiterunterkünfte zu schaffen, dies jedoch nicht auf Kosten der eigentlichen Zweckbestimmung der Gewerbezonen gehen darf. In Gewerbezonen sollte primär gearbeitet und nicht gewohnt werden. Diese Zonen sind ursprünglich dafür vorgesehen, wirtschaftliche Aktivitäten zu konzentrieren und die Infrastruktur entsprechend auszurichten. Wenn in diesen Zonen mehr gewohnt als gearbeitet wird, könnte dies zu einer Überlastung der vorhandenen Infrastruktur und zu Konflikten zwischen Wohn- und Arbeitsnutzungen führen.

Mitarbeiterunterkünfte stellen einen wichtigen Beitrag zu leistbarem Wohnen dar. Sie bieten eine Möglichkeit, den Wohnraumbedarf von Arbeitnehmenden zu decken, ohne den ohnehin schon angespannten Wohnungsmarkt zusätzlich zu belasten. Besonders in Regionen mit hohem Wohnungsdruck können Mitarbeiterunterkünfte eine Entlastung darstellen und gleichzeitig die wirtschaftliche Entwicklung unterstützen. Unternehmen profitieren von der Nähe ihrer Mitarbeitenden, was die Pendelzeiten verkürzt und die Zufriedenheit und Produktivität der Angestellten steigert.

Die Schaffung von Mitarbeiterunterkünften bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Es muss sichergestellt werden, dass die Qualität dieser Unterkünfte den Standards entspricht und dass sie nicht zu einer Segregation von Wohn- und Arbeitsbereichen führen. Zudem ist es wichtig, dass die Mitarbeiterunterkünfte gut an die öffentliche Infrastruktur angebunden sind und den Bedürfnissen der Bewohner gerecht werden.

Auf der anderen Seite bieten Mitarbeiterunterkünfte auch Chancen. Sie können als Übergangslösungen dienen, bis langfristig mehr Wohnraum zur Verfügung steht. Zudem können sie als Modell für andere Wohnformen dienen, die flexibel und anpassungsfähig sind.

Landesrat Brunner betonte, dass bei der Landesklausurtagung zum Thema leistbares Wohnen, welche im Sommer stattfindet, diese und weitere Themen intensiv diskutiert und weiterentwickelt werden. Ziel sei es, praxisnahe und effektive Lösungen für die Wohnraumsituation in Südtirol zu finden und umzusetzen.

Fazit

Die Diskussion über leistbares Wohnen in Südtirol ist komplex und vielschichtig, wie das Treffen zwischen dem Wirtschaftsverband für Handwerk und Dienstleister (lvh.apa) sowie Landesätin Ulli Mair und Landesrat Peter Brunner verdeutlicht. Zentrale Themen wie Leerstandsmanagement, Baukosten, Konventionierungen, neue Wohnmodelle und Mitarbeiterunterkünfte wurden umfassend behandelt.

Das Leerstandsmanagement betont die Notwendigkeit, leerstehende Immobilien durch Sanierungen wieder nutzbar zu machen, wobei das Handwerk eine Schlüsselrolle spielt. Die Baukosten sind durch strenge Klimahausstandards erheblich gestiegen, was nachhaltige und kosteneffiziente Lösungen erfordert. Konventionierungen betreffen vor allem die junge Generation und bedürfen einer sorgfältigen Abwägung, um die Flexibilität und Verfügbarkeit von Wohnraum zu gewährleisten. Neue Ansätze für Wohnmodelle, wie das Wohnen mit Preisbindung und Immobilienleasing, sowie die Bereitstellung von Mitarbeiterunterkünften bieten vielversprechende Lösungen, um den Wohnungsmarkt zu entspannen.

Die Zusammenarbeit aller relevanten Akteure, von Gemeinden über das Handwerk bis hin zu politischen Entscheidungsträgern, ist entscheidend, um effektive und nachhaltige Lösungen zu finden und umzusetzen. Nur durch innovative Ansätze und eine enge Kooperation kann der Wohnungsnotstand in Südtirol erfolgreich bewältigt werden.

Bild 1 (v.l.n.r.): Fritz Ploner (Obmann der lvh-Baugruppe), Peter Brunner (Landesrat), Martin Haller (lvh-Präsident), Ulli Mair (Landesrätin), Priska Reichhalter (Landesobfrau der Junghandwerker/innen im lvh) - Foto © lvh.apa

Bild 2: Gesprächsrunde im Haus des Handwerks (v.l.n.r.): Priska Reichhalter, Peter Brunner, Martin Haller, Ulli Mair und Fritz Ploner - Foto © lvh.apa

Bild 3 (v.l.n.r.): Priska Reichhalter, Peter Brunner und Martn Haller während des Treffens - Foto © lvh.apa

Bild 4 (v.l.n.r.): Martn Haller, Ulli Mair und Fritz Ploner im Gespräch - Foto © lvh.apa

Bild 5 (v.l.n.r.): Obmann der lvh-Baugruppe Fritz Ploner - Foto © lvh.apa

Bild 6 (v.l.n.r.): Landesrat Peter Brunner - Foto © lvh.apa

Bild 7 (v.l.n.r.): lvh-Präsident Martin Haller - Foto © lvh.apa

Bild 8 (v.l.n.r.): Landesobfrau der Junghandwerker/innen im lvh Priska Reichhalter - Foto © lvh.apa

Bild 9 (v.l.n.r.): Landesrätin Ulli Mair - Foto © lvh.apa

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