JA zu mehr Sicherheit, NEIN zu mehr Bürokratie

Die italienische Regierung plant, ab dem 1. Oktober 2024 einen Punkteführerschein für die Arbeitssicherheit auf Baustellen einzuführen. 
Das neue System soll eine Reihe von Verpflichtungen vorsehen, die nicht nur für Bauunternehmen, sondern für alle am Bau Beteiligten gelten und auch auf andere Bereiche als den Bau ausgedehnt werden könnten. 
Die Verbände lvh.apa und CNA Alto Adige Südtirol sprechen sich nachdrücklich gegen die Maßnahme aus und sind bereit, der Stimme der Handwerker Gehör zu verschaffen, um sich einer Maßnahme zu widersetzen, die aus mehreren Gründen absolut unangemessen ist. 

1. Die Maßnahme belastet die Unternehmen mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand, ohne dass dies der Arbeitssicherheit zugutekommt. Stattdessen müssen wir die Durchsetzbarkeit der bestehenden Vorschriften verbessern. 

2. Wir brauchen keine Sanktionen, die übertrieben und nicht verhältnismäßig sind. Stattdessen muss man sich auf die Unfallverhütung konzentrieren. 

3. Wir dürfen nicht alle Schuld auf die Vergabe an Subunternehmen schieben. Die Arbeitsschutzvorschriften sehen eine klare Verantwortungskette vom Auftraggebenden bis zum Arbeitnehmenden vor.  

4. Der Punkteführerschein ist ein starres Instrument, das die Arbeitnehmer/innen bestraft, ohne die Struktur und die Geschichte der Unternehmen zu berücksichtigen und ohne die Ursachen der Unfälle zu analysieren. 

5. Die Maßnahme benachteiligt kleine Unternehmen gegenüber großen Unternehmen. Letztere sind vom Punkteführerschein befreit, wenn sie über eine SOA-Zertifizierung der dritten Stufe verfügen.  

6. Wir brauchen eine substanzielle Sicherheitskultur, nicht nur eine formale! Wir müssen die Bilateralität im Handwerk, dem wichtigsten vertraglichen Instrument im Baugewerbe zum Schutz der Arbeitnehmer/innen und der Unternehmen, weiter ausbauen! 

Foto: ©Hannes Niederkofler